Der Gewinn der Sarah Vaughan International Jazz Vocal Competition in Newark 2012. Eine Grammy-Nominierung für ihre Interpretation von „Marry me a little“ des gleichnamigen Steven Sondheim-Musicals 2020. Die Verleihung des Ordre des Arts et des Lettres für ihren „Beitrag zur Ausstrahlung der Künste und der Literatur in Frankreich und in der Welt“ 2021: Die Karriere von Cyrille Aimée ging früh mit Preisen und Auszeichnungen daher – begonnen hat sie jedoch in frühester Jugend. Am 15. August gastiert die französische Jazzsängerin bei Jazz im Brunnenhof.
Es klingt wie das Drehbuch einer Musikerbiographie: Als Teenagerin kletterte Cyrille nachts aus dem Schlafzimmerfenster ihres Elternhauses in Samois-sur-Seine, um sich unter die Musiker des jährlich dort stattfindenden Django-Reinhardt-Festivals zu mischen. Diese Besuche entfachten in ihr die große Leidenschaft für den Jazz manouche, den sie mit den Ingredienzien ihrer Familiengeschichte anreicherte, in der Tanzen eine alltägliche Aktivität war, untermalt von den afrokaribischen Rhythmen der Bachata und des Merengue aus der Heimat ihrer Mutter, der Dominikanischen Republik. Cyrilles großes Ziel: in einer weltweiten Musikgemeinschaft zu leben, vereint in Kreativität und Spontaneität, ohne Grenzen oder Einschränkungen.
Die Kreativität ihrer Familie half Cyrille auf diesem Weg. Bis zu ihrem 20. Lebensjahr hatte sie bereits auf vier verschiedenen Kontinenten gelebt, unter anderem in New York, wo sie tagsüber an der State University of New York at Purchase bei Jazzgrößen wie Pete Malinverni und Jimmy Greene studierte, nachts jedoch als Sängerin in den Jazzclubs von Manhattan auftrat. Ihre schwer zu beschreibende, zugleich glockenhell zu lachen scheinende und tiefgründig erzählende, spontan ihren Weg findende und doch den Rhythmus lenkende Stimme brachte ihr schnell den Ruf ein, eine furchtlose, witzige Improvisatorin und zugleich eine warmherzige Interpretin zu sein: Sie trat mit Roy Hargrove auf, stahl die Show vor dem notorisch anspruchsvollen Publikum im Harlem Apollo Theater und zog mit zwei Alben die Aufmerksamkeit von Steven Sondheim auf sich, der sie für mehrere, von der Presse hochgelobte Auftritte verpflichtete.
Ihre tief empfundene Freiheit und Verbindlichkeit zur Musik, die sie liebt, haben diese Erfolge nicht verändert. Nur noch mehr ihre Spontaneität und Lebensfreude entfacht. 2017 zog Cyrille Aimée nach New Orleans, 2021 kauft sie ein Grundstück im Wald von Costa Rica, entwarf und baute darauf ein Haus und begann dort, in der Ruhe des Waldes, Material für ein neues Projekt zu sammeln: Lieder aus ihrem eigenen Leben, die jeden Aspekt ihrer bisherigen Reise umfassen. Auf „A Fleur de Peau“ erzählt Cyrille Geschichten aus ihrem Leben, inspiriert von allen Facetten ihres Erbes. Mit der Tiefe und Raffinesse des Jazz, der Direktheit des Pop und den unwiderstehlichen Tanzrhythmen der Karibik ist es zugleich intimer und zugänglicher als alles, was Cyrille bisher gemacht hat. Und eine ebensolche Premiere wie ihr Auftritt in Trier, zu dem sie nicht nur dieses Album, sondern auch weitere Songs und improvisationsverliebte Vor-Ort-Musikkunststücke mitbringen wird.
Das Konzert beginnt um 20:00 Uhr (Einlass 19:00 Uhr). Tickets sind ab sofort in der Tourist-Information an der Porta Nigra, unter www.ticket-regional.de und an allen Ticket Regional-Vorverkaufsstellen erhältlich. Die Tickets berechtigen zur kostenlosen Nutzung von Bus und Bahn im VRT-Gebiet zum Konzert und zurück. Studis haben dank des DiMiDo-Kultursemestertickets ab 20 Minuten vor Beginn freien Eintritt. Bei ausverkauften Veranstaltungen entfällt dieser Anspruch.
Extra:
Alle weiteren Konzerte der Reihe im Überblick
22. August, 20:00 Uhr: Regionalabend
Nils Thoma Constellation (NTC) und Veda Bartringer Quartet
Für Veda Bartringer, die mit acht Jahren anfing, Klavier zu lernen, mit 16 Unterricht in klassischem Gesang belegte und schließlich am Conservatoire Royal de Bruxelles Jazzgitarre studierte, soll auf der Bühne alles Ablenkende vermieden werden: keine Special Effects, keine Nebelmaschine, keine Projektoren mit lautem Ventilatorengeräusch. Was zählt, ist allein die auf klassischen Modern Jazz-Kompositionen aufgebaute Rhythmik und Melodik, die ihre Inspiration zum Teil auch aus brasilianischer und indischer Musik schöpft. Zugleich versucht die Komponistin mit ihren Bandkollegen Julien Cuvelier (Saxophon), Boris Schmidt (Kontrabass) and Maxime Magotteaux (Drums), in den Kompositionen ihre Eindrücke von der Natur zu vertonen. Bei ihrem Auftritt im Brunnenhof wird jedoch schon ihr 2. Album mit von der Partie sein, das Lust auf Abenteuer jenseits der hiesigen Flora und Fauna macht. Sein Titel: „Deep Space Adventure“.
Ebenfalls am Regionalabend auftreten wird die „Nils Thoma Constellation“ rund um den Trierer Jazz-Club-Chef Nils Thoma, deren Eigenkompositionen die so genannte E-Musik mit dem norwegisch-nordischen Folk in einer jazzigen Stilistik verbinden. Mit dabei sind mit Benedikt Schweigstill ein auch Akkordeon spielender Pianist, mit Frederik Noll ein das Flügelhorn bedienender Schlagzeuger und mit Nils Thoma selbst ein Saxophonist, der sich nicht scheut, auch die Blockflöte in die Hand zu nehmen. Darüber hinaus bilden Charlotte Wonnebauer am Violoncello und Stefan Zawar-Schlegel am Kontrabass feste Impulsgeber der Stücke, die trotz der selten gehörten Klangkombinationen vertraut klingen, weil der improvisierende Jazz auf die im westlichen Kollektivgedächtnis fest verankerte „klassische“ Musik trifft.