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 - © Victor Beusch
Trier für Alle

Begleitprogramm Marc Aurel: Die Lettern, die die Welt bedeuten

19.09.2025
Der Oktober stellt sich im Rahmen des städtischen Begleitprogramms zur Landesausstellung „Marc Aurel“ den großen philosophischen Fragen

Wie kann man gut bleiben in schlechter Herrschaft? Kann sich in vermeintlich guter Herrschaft das Schlechte durchsetzen? Und wer definiert, was im Schlechten schlecht und im Guten gut ist? Das städtische Begleitprogramm zur Landesausstellung „Marc Aurel“ kommt nicht umhin, die großen, philosophischen Fragen zu stellen – nicht allein, weil der antike Kaiser selbst durch seine „Selbstbetrachtungen“ zum Nachdenken anregen wollte, sondern auch, weil seine positive Rezeption in den knapp 1900 Jahren seit seinem Tod stets die Herausforderung des Vergleiches nach sich zog. So wird Marc Aurel auch im Oktober zum Stichwortgeber für Lesungen, Inszenierungen und Konzerte, die den römischen Herrscher und seine Ideen spiegeln, weiterentwickeln und gleichsam abstrakt wie konkret versinnbildlichen.

Die russischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch und Mieczysław Weinberg verband eine lebenslange tiefe Freundschaft – auch im Hinblick auf das Ringen um künstlerische Freiheit unter dem totalitären Regime Stalins. Schostakowitsch schrieb „linientreue“ Sinfonien, musste aber dennoch aufgrund der Unbill Stalins gegenüber einzelner seiner Werke jahrelang in Todesfurcht leben, was ihn in Depressionen und Suizidgedanken stürzte. 1943 besorgte er Mieczysław Weinberg, dessen jüdische Familie in Warschau von den Nationalsozialisten ermordet worden war, eine Aufenthaltsgenehmigung für Moskau. Die Klaviertrios der beiden Komponisten geben ein beredtes Zeugnis der Auseinandersetzung mit dem stalinistischen Regime, in deren Verlauf auch Weinbergs Stücke durch die sowjetische Führung teilweise auf Verbotslisten gesetzt wurden. Am Mittwoch, dem 8. Oktober, führt die Kammermusikalische Vereinigung Trier unter der Überschrift „Trio Karénine - Schostakowitsch, Beethoven und Weinberg“ im Kurfürstlichen Palais in die Werke des russischen und des polnischen Komponisten ein. Ergänzend erklingt Beethovens Erzherzog-Trio op. 97, das dieser seinem Schüler und Gönner Erzherzog Rudolph von Österreich widmete, und das als eine der größten Leistungen der Kammermusik gilt. Aber verrät es auch etwas zu Beethovens Verhältnis zur Macht?

Das eigene Verhältnis zur Macht können Marc Aurel-Interessierte im Oktober noch entscheidend intensivieren – sowohl in der Ausstellung selbst als auch im Netz. Im Stadtmuseum Simeonstift beantwortet eine animierte KI-Büste Marc Aurels noch für kurze Zeit Fragen zu sich und seinem Leben. Sie reagiert auf Fragen der Besucher, auf Zitate aus den „Selbstbetrachtungen“ und vermittelt so den Eindruck, als sei der Kaiser selbst präsent. Dieser „Dialog mit Marc Aurel“ des Trierer Künstlers Bodo Korsig kann im Rahmen des Ausstellungsbesuchs kostenlos geführt werden, Standort ist im Trier-Kino im hinteren Bereich des Erdgeschoss-Levels. Spielerisch und informativ präsentiert sich der Philosophenkaiser hingegen im Projekt „Frag doch Marc Aurel“: In verschiedenen, je rund anderthalbminütigen Videos beantwortet der Kaiser im TikTok-Stil nicht nur Fragen nach guter Herrschaft, Krieg und den Top 3-Infos seiner Biographie, sondern auch nach den Anschaffungskosten seiner Kleidung oder seiner Meinung zu Social Media und Viez. Die kurzen Videoclips werden auf einem eigens eingerichteten TikTok-Kanal gezeigt sowie zusätzlich auf der Webseite www.frag-doch-marc-aurel.org. Und spätestens, wenn Marc Aurel in lässigem Karohemd darüber philosophiert, ob eigentlich eine Kaiserherrschaft oder eine Demokratie zu bevorzugen sei, wird klar: Viel von den Gedanken, die er sich im 2. Jahrhundert machte, haben auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer Aktualität verloren. 

Noch immer aktuell im Bezug auf die Machtverteilung in einem Staat ist auch die Frauenfrage: Wie weit ist unsere Gesellschaft hier eigentlich? Friederike Majerczyk und Judith Kriebel untersuchen in ihrem theatralen Monologprojekt „STIMM.RECHT“ die Stellung der Frau zwischen Antike und Gegenwart und nutzen dafür Texte aus Literatur und Philosophie, politische Reden, Zitate und vieles mehr. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit einer neunten Klasse der Kurfürst-Balduin-Realschule Plus. Am 24. und 29. Oktober ist der Monolog in Stadtbücherei und Stadtmuseum zu sehen und auf Anfrage ab dem 27. Oktober auch mobil in Schulen. Für die Aufführung im Stadtmuseum wird um Anmeldung unter museumspaedagogik@trier.de gebeten; interessierte Schulen erhalten per Mail an majerczyk-kriebel@web.de mehr Informationen. Und auch die szenische Lesung „Ich lernte, die Meinungsfreiheit zu ertragen“ mit Elke Hennig, Sandra Karl, Johannes Metzdorf, Michael Roller unter der musikalischen Begleitung von Tommy Reinermann ist nur noch im Oktober zu sehen: Die beiden letzten Termine finden in der Volkshochschule und im Museum am Dom statt und kontrastieren die „Selbstbetrachtungen“ Marc Aurels mit anderen zeitgenössischen Quellen, philosophischen Schriften und lyrischen Werken. Nähere Informationen hierzu finden sich unter www.theater-im-museum-tim.de. 

Eher sarkastisch wird die Frage nach guter und schlechter Herrschaft im Kinofilm „Waljahr“ beantwortet, der im Oktober gleich viermal auf der Alles Trier-Bühne in der Jakobstraße gezeigt wird. In ihm durchkreuzt ausgerechnet ein gestrandeter Blauwal an der deutschen Ostseeküste das Bemühen der Bundespolitik, den Klimawandel und andere drängenden Fragen der Zeit tunlichst unter den Tisch zu kehren. Doch als der unübersehbare Meeressäuger am Strand verwest, gerät dieser Plan außer Kontrolle, und als der Kadaver dann auch noch im Verwesungsprozess explodiert, platzt auch die lange aufrecht erhaltene Maske der Bundesregierung. Manchmal sind die großen philosophischen Fragen eben gar nicht so abstrakt, wie man meinen könnte – sondern greifen tief in den menschlichen und gesellschaftlichen Alltag ein.

Alle Informationen zum Begleitprogramm der Marc-Aurel-Ausstellung – sowohl dem städtischen, als auch dem musealen und landesweiten – finden sich gebündelt unter www.marc-aurel-trier.de.


Extra: 
Das städtische Kulturprogramm 
zur „Marc Aurel“-Ausstellung im Oktober


Ausstellungen/Ständige Angebote

Europäische Kunstakademie Trier
Open Art Trier: In den Zwischenräumen wachsen
Künstlerische Interventionen sind als großformatige Graffiti, Banner oder installative Mixed-Media-Arbeiten an exponierten Stellen in der Innenstadt Triers öffentlich zu sehen. 

Laufzeit: noch bis Freitag, 24. Oktober
Ort: Innenstadt Trier | kostenfrei
Öffnungszeiten: durchgehend geöffnet
Informationen: www.kunsthalle-trier.de/ 


Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier / Stadtarchiv
Schlechte Herrschaft – Krieg!
In Kooperation mit der Universität Trier zeigt die Ausstellung detailgetreue Nachbauten römischer Feldgeschütze aus dem 1. Jh. v. Chr. sowie archäologische Fundstücke und vermittelt einen Eindruck davon, wie sich römische Truppen auf dem Schlachtfeld durchgesetzt haben. Mittelalterliche Handschriften, historische Drucke und seltene Archivdokumente bieten weiterführende Einblicke in die Thematik in die historische Verbindung von (schlechter) Herrschaft und Tyrannei, Macht, Gewalt und Krieg.

Laufzeit: noch bis Sonntag, 23. November
Ort: Schatzkammer & Lesegarten | Eintritt 6 € / ermäßigt 3 €
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Führungen auf Anfrage unter schatzkammer@trier.de 


Kunstflotte Trier
Die Stadt der Kinder. Ein künstlerisch-philosophisches Gedankenexperiment
Jugendliche entwickeln gemeinsam mit Philosophiestudent*innen und Künstler*innen die Vision einer Gesellschaft, in der junge Menschen wesentliche Entscheidungsträger*innen sind. 

Projekt für Schulklassen | kostenfrei
Abschlusspräsentation vom 31. Oktober bis 2. November
Anmeldung unter: kriebel@kunstflotte.net und thurner@kunstflotte.net
Informationen: www.kunstflotte.net/kunstflotte-trier-gug/projekte/


Bodo Korsig
Dialog mit Marc Aurel 
Mithilfe modernster Technik und KI spricht ein 3D-Modell von Marc Aurels Büste, regiert auf Zitate aus seinen „Selbstbetrachtungen“ und tritt mit den Besucher*innen in einen interaktiven Dialog.
Laufzeit: nur noch für kurze Zeit, während der Öffnungszeiten des Museums
Ort: Stadtmuseum Simeonstift Trier | Zugang im Ausstellungsticket enthalten


Gwiozda & Kotschka / Medienkunst
„Frag doch Marc Aurel!“
In 12 TikTok-Videos beantwortet eine KI-animierte Marc-Aurel-Büste Fragen zu Demokratie, römischer Herrschaft, zu Viez etc. Die Themen werden in Schülerworkshops erarbeitet. Die kurzen Videoclips werden auf einem eigens eingerichteten TikTok-Kanal gezeigt sowie zusätzlich auf einer Projektwebseite.

Laufzeit: noch bis 23. November
Webseite: www.frag-doch-marc-aurel.org 
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Aufführungen: 

NEU!
Kammermusikalische Vereinigung Trier
Trio Karénine – Schostakowitsch, Beethoven und Weinberg
Gibt es eine musikalische Auseinandersetzung mit dem Thema „Was ist gute Herrschaft“? Die russischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch und Mieczysław Weinberg verband eine lebenslange tiefe Freundschaft – auch im Hinblick auf das Ringen um künstlerische Freiheit unter dem totalitären Regime Stalins. Die Klaviertrios der beiden Komponisten geben ein beredtes Zeugnis dieser Auseinandersetzung. Am Ende siegt die künstlerische Freiheit. Ergänzend erklingt Beethovens Erz-herzog-Trio op. 97.
Eröffnungskonzert der Kammermusikalischen Vereinigung
Termine: Mittwoch, 8. Oktober, 20 Uhr
Ort: Kurfürstliches Palais Trier, Rokokosaal (Eingang Palastgarten)
Eintritt: 32 € (zzgl. VVK-Gebühr)
Hinweis: Studierende der Universität und Hochschule Trier erhalten gegen Vorlage des Studieren-denausweises kostenfreien Eintritt ohne Ticket an der Abendkasse durch das „DiMiDo“-Projekt des Studierendenwerks.
Tickets unter www.ticket-regional.de und bei Musikhaus Kessler
Informationen: www.kammerkonzerte-trier.de/


Kulturlabor Kriebel
STIMM.RECHT: Ein Monolog
Im deutschen Bundestag sind aktuell nur 32 % der Abgeordneten weiblich. Gleichzeitig machen Frauen mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus. Ähnlich sehen die Missverhältnisse aus, wenn man sich Führungspositionen in Unternehmen oder den Gender Pay Gap anschaut. Es ist immer noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung! 
Dauer: ca. 45 Minuten 
Ab 14 Jahren

Termine: Freitag, 24. Oktober, 19.30 Uhr, Stadtbücherei Trier im Rahmen des Tags der Bibliotheken
Mittwoch, 29. Oktober, 18.30 Uhr, Stadtmuseum Simeonstift Trier (Voranmeldung per Mail an: museumspaedagogik@trier.de) 
Eintritt: frei
Weitere Termine:
Ab dem 27.10.2025 mobil in Schulen (Anfrage per Mail an: majerczyk-kriebel@web.de  

TIM-Theater im Museum 
 „Ich lernte, die Meinungsfreiheit zu ertragen“  
Marc Aurel: eine Spurensuche
Szenische Lesung mit Elke Hennig, Sandra Karl, Johannes Metzdorf, Michael Roller
Musikalische Begleitung: Tommy Reinermann
Konzept und Realisation: Uschi Britz M.A.
 
Termine: Donnerstag, 16. Oktober, 19 Uhr, Volkshochschule (VHS) Beletage
              Donnerstag, 23. Oktober, 17 Uhr, Museum am Dom
Eintritt: 11,75 €, ermäßigt 7,10 €
Tickets unter www.ticket-regional.de oder über 0651-9790777
Kartenreservierung auch per Mail an theater.im.museum@t-online.de oder über 0651-9946655
Informationen: www.theater-im-museum-tim.de 


Frosch Kultur Trier und KATZ-Theater Trier
Waljahr - eine Spielfilm-Groteske
Deutschland hat gewählt. Ab jetzt wird alles anders. Ideologie war gestern, niemand möchte mehr über das Klima reden. In diesem Punkt sind sich alle Parteien einig. Doch ein Blauwal hält sich nicht an die Absprache und stirbt einfach so am deutschen Ostseestrand…

Termin: Donnerstag, 2. Oktober, 19.30 Uhr
Ort: Alles Kultur – Die kleine Bühne am Pferdemarkt, Jakobstr. 21
Eintritt: 10 €, ermäßigt 6 €
Tickets unter www.ticket-regional.de 
Informationen: www.frosch-kultur.de 
Weitere Termine:
Samstag, 11. Oktober, 19.30 Uhr
Freitag, 24. Oktober, 19.30 Uhr
Donnerstag, 30. Oktober, 19.30 Uhr
Samstag, 15. November, 19.30 Uhr


KUKT. Kultur- und Kunstverein Trier 
Trier, Marc Aurel und die Welt
Mail-Art, das ist Kunst auf Postkarten. Gezeigt werden Postkarten aus aller Welt, die sich im weites-ten Sinne mit Marc Aurel beschäftigen. 

Laufzeit Ausstellungsteil 2: Mittwoch, 3. September bis Freitag, 21. November
Ort: Café Zeitsprung (Eingang Palastgarten)
Eintritt: frei
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 9 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr
Weitere Termine: Ausstellungsteil 3 ist ab Mittwoch, 5. November in der Stadtbücherei zu sehen
Informationen unter www.mail-art-marc-aurel.de