Mahnmal für die Deportation der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus am Rindertanzplatz - © Trier Tourismus und Marketing GmbH
Trier für Alle

Web-App: Jüdische Geschichte in 360 Grad

09.04.2024

Die Web-App „Jüdisches Leben Trier“ wurde um weitere Gedenkorte, Objekte und digitale Visualisierungen erweitert

Von der Judaica im Stadtmuseum Trier bis zur Neuen Synagoge an der Kaiserstraße: Schon seit drei Jahren schafft die Web-App „Jüdisches Leben Trier“ ein leicht zugängliches Angebot, Geschichte und Gegenwart der jüdischen Glaubensgemeinschaft in der Moselmetropole nachzuforschen. Nun wurde die Anwendung erweitert und macht nicht nur das jüdische Leben in Wittlich und den SchUM-Städten zusätzlich erfahrbar, sondern bietet dank zahlreicher 360 Grad-Aufnahmen und 3 D-Modelle auch einen noch intensiveren Einblick in die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Trier.

„Die jüdische Kultur ist ein Teil unserer Geschichte. Sie zeigt, dass trotz Ausgrenzung und Verfolgung auch Vielfalt und gute Nachbarschaft in unserer Geschichte möglich waren. Auch deshalb war uns die Erweiterung der App wichtig“, erläutert Markus Nöhl, Kulturdezernent der Stadt Trier. „Trier war keine Insel jüdischen Lebens, sondern eingebunden in eine vielfältige und reiche Kulturgeschichte an der Mosel und darüber hinaus. Gerade heute ist es wichtig, diese prägende Kulturleistung zu verdeutlichen und anzuerkennen.“

Die Web-App, für die kein zusätzlicher Download nötig ist, macht neben 20 Orten innerhalb Triers, die anhand von Fotos, Texten, Audiospuren sowie Videos vorgestellt werden, auch wichtige Orte und Protagonisten jüdischen Lebens in Wittlich, Speyer, Worms und Mainz sichtbar. Letztere werden seit dem 12. Jahrhundert als „die heiligen Gemeinden“ bezeichnet und wurden als so genannte SchUM-Stätten, ein Akronym aus den hebräischen Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen Stadtnamen, 2021 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. „Diese Aufnahme zeigt die immense Bedeutung der drei Städte für das jüdische Leben in Deutschland. Als Welterbestadt sahen wir es als unsere Aufgabe an, auch diesem Welterbe innerhalb der App einen entsprechenden Raum zu geben“, sagt Norbert Käthler, Geschäftsführer der TTM. „Und auch das Beispiel der Wittlicher Gemeinde zeigt, dass es bedeutende Zeugnisse des jüdischen Lebens in der näheren Region gibt.“

Auch innerhalb Triers wurde die App erweitert. Objekte aus der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier traten hinzu, ebenso 360 Grad-Aufnahmen, die detailliertere Ansichten auf Orte des jüdischen Lebens in Mittelalter, Neuzeit und Moderne ermöglichen. Mit dabei sind beispielsweise die Kleine Judenpforte an der Simeonstraße, drei Innenansichten in die Neue Synagoge an der Kaiserstraße, mehrere Panoramaaufnahmen vom Jüdischen Friedhof in der Weidegasse, aber auch 3D-Scans der Denkmäler auf dem Hauptfriedhof und am Rindertanzplatz für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Damit möchte die App noch stärker als bisher zu einer Art „virtuellem Museum“ werden, das über die lange bestehende und bis heute sichtbare Tradition des Judentums in Trier aufklärt.

Die webbasierte Anwendung entstand im Rahmen des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Sie wurde von der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) in Partnerschaft mit dem Amt für Stadtkultur und Denkmalschutz umgesetzt. Die technische Umsetzung sowie Programmierung übernahm das „Zentrum für Innovation und Weitbildung e.V.“ unter der Leitung von Marcus Haberkorn, der nun auch die Erweiterung der App übernahm. Inhaltlich unterstützt wurde die TTM zusätzlich durch das Stadtmuseum Simeonstift Trier, die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier sowie die jüdische Kultusgemeinde Trier; für Speyer, Worms und Mainz koordinierte der SchUM-Städte e.V. die auf der App ausgespielten Informationen.

Die App ist hier aufrufbar.